Alljährlich berichtet die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Stormarn im Hauptausschuss und dem Kreistag über ihre aktuelle Tätigkeit und zeigt aktuelle Herausforderungen im Kreis Stormarn auf. In diesem Jahr wurde zudem erstmals ein Genderdatenreport für den Kreis Stormarn veröffentlicht, welcher aktuelle Zahlen und Daten zur Situation von Frauen und Männern im Kreis Stormarn beinhaltet. Der Bericht beschäftigt sich mit verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, wie Arbeit, Bildung, partnerschaftliche Gewalt aber auch mit der politischen Partizipation. Während sich im Themenfeld partnerschaftliche Gewalt alle Fraktionen einig sind, dass mehr in diesem Bereich passieren muss und besonders Frauen vor sexuellen Übergriffen geschützt werden müssen, gehen in den anderen Bereichen die Meinungen auseinander.
So wird im Bereich Berufschancen u.a. von einer stabilen Gleichstellung gesprochen. Aber kann die eigene Tochter wirklich alles werden, was sie will bzw. mindestens so viel, wie wenn sie ein Junge wäre? Die aktuellen Statistiken zeichnen ein anderes Bild. Auch wenn die rechtliche Gleichstellung in Deutschland erreicht ist, sind immer noch Frauen in Führungspositionen mit ca. 30% und auch in den sogenannten MINT-Berufen (mathematische, Informatik-, naturwissenschaftliche und technische Berufe) trotz gleichwertiger Noten in den darauf bezogenen schulischen Fächern mit 15,5% deutlich unterrepräsentiert. Dass das an einem mangelnden Interesse oder auch Motivation von Seiten der Frauen liegt, lässt sich wohl bezweifeln.
Während einige Politiker das Thema Gleichstellung noch mit einem Witz oder ketzerischen Bemerkungen versuchen zu verharmlosen und sich damit einer ernsthaften Diskussion entziehen wollen, zeigen auch die Zahlen aus dem eigenen Kreistag Handlungsbedarf auf. Denn neben 39 Männern sind hier nur 25 Frauen vertreten. Außerdem gibt es bei acht Ausschüssen nur 2 weibliche Vorsitzende. Aber auch als SPD müssen wir vor unserer eigenen Haustür kehren. So sind auch in unserer Fraktion nur 7 von 19 Mitgliedern weiblich. Dabei sind bei den 19 Mitgliedern unsere fünf wählbaren Bürger*innen mit eingerechnet, unter denen im letzten Kreistag mit Marion Meyer die erste Frau der aktuellen Wahlperiode gewählt wurde.
Dass es schwierig ist, Nachwuchs in der Kommunalpolitik zu gewinnen, ist ein allgemein bekanntes Thema. Darüber hinaus sollten wir uns aber auch damit auseinandersetzen, wie wir gezielt Frauen für das ehrenamtliche Engagement in der Politik begeistern und fördern können. So sollten wir stereotypische Verhaltensformen erkennen und einschränken und Sitzungen effektiv planen und transparent gestalten. Auch über hybride Sitzungsmöglichkeiten sollten wir nachdenken, um eine Teilnahme für alle flexibler und angepasster auf die eigene Lebenssituation gestalten zu können. Diese und noch weitere Punkte sollten wir aufgreifen und in unseren Parteien diskutieren.
Und da sich die CDU Stormarn lieber damit beschäftigt den Gendersternchen aus Berichten zu streichen hier noch eine kleine Geschichte zum Schluss: Gehen zwei Bauarbeiter in die Kneipe. Sagt der eine “Willst nen Bier?” “Ne, ich bin schwanger”.
Und hier wird nochmal deutlich, dass Sprache eben doch Macht hat und wir in unseren Köpfen eben nicht automatisch das weibliche Geschlecht mitdenken.
Was aber deutlich wird ist, dass wir die Zahlen aus dem Genderdatenreport des Kreises Stormarn brauchen, um den aktuellen Stand der Gleichstellung regelmäßig kritisch zu hinterfragen. Wir bedanken uns bei der Gleichstellungsbeauftragten Frau Dr. Sophie Olbrich für ihre Arbeit und wünschen weiterhin gutes Gelingen und auch genügend Ausdauer. Denn wir müssen noch viele Schritte gehen, um eine wirklich stabile Gleichstellung in unserer Gesellschaft zu erreichen.